Mein erster Beitrag in diesem Forum; und da möchte ich mich zu den "Haschischfressern im Mosaik" äußern, die mich thematisch und inhaltlich im Mosa-X 2 mit am meisten interessiert haben, vor allem weil dort die Welt der Digedags das Thema ist. Erst mal Hut ab vor der umfangreichen Recherche-Arbeit zu historischen Hintergründen rund um das Thema Assassinen, was so im Mosaik nicht gezeigt werden konnte. Ein bißchen lang ist der Artikel ja geworden. Manches mußte ich mehrmals lesen, um alles zu erfassen und Mosaik-Mehr- oder -Weniger-Relevantes voneinander zu trennen.
Der Beitrag überzeugt, daß der "Alte vom Berge" im Mosaik nicht der Anführer der syrischen Assassinen Raschid al-Din (1163-1193) auf Burg Masyaf sein konnte, sondern nur Hassan-i Sabbah (gest. 1124) von der Festung Alamut im Nordiran (bzw. Kurdistan), entgegen früheren Auslegungen (von Kramer oder Henry Böhm).
Diese Beschreibung der Festung Alamut paßt auch genau zu der Burg im Mosaik:
Die Festung wurde laut Hamdollah Mostowfi 840 in 2100 Metern Höhe errichtet. Da es nur einen einzigen Eingang zu ihr gab, war sie gut zu verteidigen.
Allerdings ist es in der Tat so, daß nicht nur der "berühmte" Raschid al-Din (1163-1193), sondern auch Hassan-i Sabbah (gest. 1124) als "Alter vom Berg(e)" bezeichnet wurde, und nicht nur bei Hegen, siehe:
Der Alte vom Berg
Im Mosaik ist klar letzterer gemeint, auch die folgende Schilderung deckt sich mit der im Heft 121 nach dem Raub des Prinzen:
Assassinen
Eine Quelle berichtet über Hassan-i Sabbah, dass er junge Männer mit Opium betäubte und dann in eine an die Burg Alamut angeschlossene Gartenanlage brachte. Dort, bei guter Bewirtung und Betreuung durch Frauen, ging es ihnen wie im vom Propheten versprochenen Paradies. Schließlich wurden sie wiederum betäubt und zu Burgherrn Sabbah gebracht, der sie zu Fida'i ausbilden ließ. Nur durch ihren heldenhaften Tod, so die Erzählung, sollten sie wieder zurück ins Paradies kommen.
Hier fiel mir auf, daß im Mosaik gar nicht - wie im Artikel dargestellt - von einem Anschlag auf das byzantinische Herrscherhaus gesprochen wird, sondern man "
überfiel den Prinzen, als sich dieser auf einem Ausflug befand", nicht etwa, um ein Lösegeld von den Eltern zu erpressen, die Assassinen wollten ihn für ihre Ziele gewinnen.
Zitat Heft 121
: "Solche edlen Jünglinge brauchte der Geheimbund für seine bösen Pläne. Mit Rauschgiften gaukelten sie den jungen Männern ein Paradies vor und machten ihnen weis, diese Freuden seien ihnen für immer gewiß, wenn sie ohne Rücksicht auf ihr eigenes Leben jemanden umbrächten. Und einem Prinzen standen ja jederzeit alle Türen offen."
Es gibt möglicherweise doch mehr Parallelen zwischen den Assassinen und Al Qaida-Selbstmordattentätern, als es im Mosa-X rüber kommt. Letztere waren und sind ebenfalls in der Lage, sich im Alltag vollkommen unauffällig (als sogenannte "Schläfer") zu verhalten, um dann im entscheidenden Moment loszuschlagen. Sicher ist nur diese Art von "Gewaltbereitschaft" gemeint, die durch das Rauschgift ausgelöst wurde, von welcher die Überlieferung spricht. Also eine wohlkontrollierte und keine unüberlegte. Der Unterschied besteht jedoch darin, daß sich die "Mordpläne" der Assassinen nur gegen ganz konkrete Personen richteten und daß sie es vermieden, Unbeteiligte in Mitleidenschaft zu ziehen.
Assassinen
Die Assassinen waren dabei keine rohen Gewaltmenschen, sondern sie handelten vielmehr gemäß einer starken ideologischen Überzeugung. Sie wollten den Gottesstaat wiederherstellen, also die islamische Grundordnung, wie sie der Prophet Mohammed hinterlassen hatte.
Es gab in der Realität wohl keine Strafexpedition der byzantinischen Armee gegen die Assassinen, aber von anderer Seite her doch. Im Mosaik schwenkten die Dorfbewohner, die sich ja zunächst auch tatsächlich nicht gegen die Assassinen auflehnen wollten, entgegen der Wirklichkeit um und hängten ihr Fähnchen nach dem Wind. Die Burg wurde ja auch - anders als im Mosaik - zu der Zeit nicht wirklich erobert. Ich nehme an, daß geschichtliche Ereignisse, die zu verschiedenen Zeiten passierten, der Einfachheit halber hier auf eine Zeitebene transformiert wurden. Was deshalb nicht zwangsläufig ein "Märchen" sein muß.
Der Alte vom Berg
Die Ausweitung der assassinischen Macht rief Gegner auf den Plan, allen voran die sunnitischen Seldschuken in Baghdad. Deren Sultan Malikschah sandte zwei Expeditionen gegen Hassan-i Sabbah aus, eine gegen Alamut, die andere gegen die Machtzentren der Ismailiten in Quhistan. Mit Unterstützung von Anhängern aus den umliegenden Dörfern gelang es Hassan, die Belagerer von Alamut zurückzuschlagen.
Assassinen
Erst 1140 konnte der Hauptsitz der Assassinen, die Burg Masyaf, erobert werden.
Um 1150 wurde der berühmteste Assassine Machthaber in Masyaf, der so Genannte „Alte vom Berge“ Raschid al-Din (1163-1193) .
Trotz dieser kleinen Anmerkungen und Einschränkungen, fand ich den Beitrag insgesamt sehr gut, bitte nichts anderes hinein interpretieren. Ganz besonders gefiel mir auch die Bildauswahl und Anordnung, sehr beeindruckendes Material dabei. Die "Eroberung Bagdads" auf Seite 21 erinnerte mich etwas an Digedags symbolische Darstellungsweisen von der Eroberung Konstantinopels in den Heften 125 und 126, z.B. wie die Wellen gezeichnet sind. Auch das Layout mit dem transparent scheinenden Hintergrundbildern hat mir insgesamt sehr gefallen. Nur an einigen Stellen war der Kontast zwischen Schrift und Hintergrund etwas ärmer, dann mußte ich die Augen mal mehr anstrengen. Wie hier auf Doppelseite 20/21 oder beim Dr. Quendt-Artikel. Eine Brille war nur beim Lesen des Impressums vonnöten, und das ist nun wirklich nicht so schlimm.
Zum Prolog-Bild vor Brunos Artikel wollte ich noch sagen, daß ich eine Variante mit Versen unter dem Bild bzw. in einer Kartusche oben etwas mehr favorisiert hätte. Hätte vielleicht Assoziationen an die Zeit der DDD-Erfinderserie und dort übliche Darstellungsweisen ausgelöst! Aber egal - es sieht auch so sehr gut aus. Bezüglich einiger anderer Sachen schreibe ich vielleicht später noch was.